Hier befinden oder befanden sich historische Häuser (Nr. 2), das Gasthaus "Vaterland" (Nr. 3), das „Pääreloch“ (Nr.1) und ein Kindergarten (Nr. 4). Auf dem Plan sind vier Objekte markiert, die nachfolgend näher beschrieben werden.
Das Pääreloch
In früheren Zeiten, als Sandershausen
noch kein Wasserleitungssystem zur Versorgung der Grundstücke mit Trink- und
Brauchwasser besaß, entnahmen die Einwohner des Dorfes für sich, die Tiere und
die Grundstücke aus offenen Ziehbrunnen oder der Nieste ihr Wasser. Die Brunnen
dienten der Versorgung einzelner Grundstücke oder der gemeinsamen Versorgung
mehrerer Grundstücke. Bei den gemeinsamen Brunnen wurde das Wasserholen oft zu
einem besonderen Erlebnis, denn man konnte sich währenddessen über die
aktuellen Dorfgeschehnisse austauschen. Bei den nahe der Nieste gelegenen Grundstücken
zeugen heute noch an verschiedenen Stellen die kleinen Steintreppen, die vom
Ufer zur Nieste hinabführen, von den Wasserentnahmen aus der Nieste.
Die auf dem Plan mit Nr. 1 gekennzeichnete Stelle ist das „Pääreloch“ (Pferdeloch). An dieser seichten Stelle der Nieste, die früher am Ortsrand lag, wurden die vielen im Dorf vorhandenen Pferde, die schwere Arbeiten beim Vorspann oder in der Landwirtschaft erledigten, zur „Schwemme“ geführt. Hier wurden die Pferde ins Wasser geführt, getränkt, gesäubert und konnten sich im Sommer bei großer Hitze auch abkühlen. Ob der Untergrund dieser Pferdeschwemme gepflastert war, damit der Boden beim Betreten durch die Tiere nicht aufgewühlt und so das Tränken beeinträchtigt wurde, ist ungewiss. Bei vielen Schwemmen befanden sich am Zugang zum Wasser Haltevorrichtungen zum Anbinden der Pferde oder anderer Zugtiere. Ob das auch hier so war, ist nicht bekannt.
Herbst 2016 an der Nieste.
Der Blick ist vom „Pääreloch“ niesteaufwärts zum Ortsursprung, dem „Dibbenmarket“ (Topfmarkt), gerichtet.
Fotograf: Volkmar Nockert
Theodor-Heuss-Str. 6: Haus Mackenroth
An der Stelle des heutigen Parkplatzes gegenüber dem Kindergarten Fantasia stand bis zum Abriss im Jahr 1976 das Haus Mackenroth, ein stattliches zweigeschossiges Fachwerkhaus (im Plan Nr. 2) von etwa 18 Metern Länge und 8 Metern Breite mit 6 Zimmern in jedem Geschoss und einem als „Backhaus“ bezeichneten Anbau von 7 x 3 Metern. 1972 musste eine Giebelwand nach einer Gasexplosion neu errichtet werden.
Fotograf: unbekannt
Fotoeigentümer: Herr Rolf Lang, Niestetal.
Hannoversche Straße 92: Gasthaus „Vaterland“
Das Gasthaus (im Plan Nr. 3) war eines der größten im Ort, mit Schankraum, Nebenräumen, Fremdenzimmern, Wohnungen, Saal und Biergarten. 2015 wurde die Gaststätte nach über 100 Jahren endgültig geschlossen. Sehr lange war das Gasthaus Vereinsgaststätte der TSG Sandershausen, die dort auch ihre Vereinsversammlungen abhielt. Das Haus wurde im 2. Weltkrieg zerstört und in mehreren Bauabschnitten wieder aufgebaut. Nach dem Wiederaufbau zog ins Kellergeschoss das Eisenwarengeschäft Seiss ein. Dort konnte man bereits anfangs vieles kaufen. Was nicht vorrätig war, besorgte Herr Seiss senior innerhalb eines Tages mit dem Fahrrad in Kassel. Später war der Laden auch Pokal-Studio und Schlüsseldienst.
Das Gasthaus „Vaterland“ etwa im Jahr 1928, im Anbau schon
mit Garagen, darüber eine Sonnenterrasse mit Blumenschmuck. Davor sieht man
eine Tanksäule der Firma „DEROP“.
Fotograf: unbekannt
Fotoeigentümer: Herr Rolf Lang, Niestetal.
Kindergarten Theodor-Heuss-Straße
Der Kindergarten (im Plan Nr. 4) ist der Erste, den die Gemeinde Sandershausen nach dem 2. Weltkrieg erbaut hat. Er wurde 1964 eröffnet. Das Grundstück war vorher unbebaut. Der Kindergarten wurde ausgebaut und trägt heute den Namen Fantasia.
Der Kindergarten in der
Friedrich-Ebert-Straße (heute Theodor-Heuss-Straße) in Sandershausen am 14.
September 1969, fünf Jahre nach seiner Eröffnung im September 1964.
Fotograf: Herr Heinrich Hermann †, Niestetal.
Fotoeigentümer: Herr Rolf Lang, Niestetal.
Quellen:
- Richard Wittich: Sandershausen im Wandel der Zeiten (1958)
https://de.wikipedia.org/wiki/Pferdeschwemme
Titelbild:
Die Sandershäuser „Urkarte“ von 1849 mit Ergänzungen zeigt die Hannoversche Str., die Theodor-Heuss-Str. und die Nieste.
Datengrundlage: Amt für Bodenmanagement Korbach
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