Planauszug Kirchplatz

    Der Sandershäuser Kirchplatz

    Der Kirchplatz an der Einmündung der Kirchgasse in die Hannoversche Straße hat für Sandershausen eine zentrale Bedeutung. Hier steht wie in alter Zeit eine Linde, unter der sich früher von Zeit zu Zeit der Gemeinderat einfand und am sogenannten Gemeindetisch die Geschicke des Ortes besprach. Dieser steinerne Tisch aus dem 16. Jahrhundert ist heute noch erhalten und steht an der Giebelwand der ehemaligen „Kleinen Schule“ gleich links auf dem benachbarten Grundstück der Kirchengemeinde. Auf dem Platz gibt es seit 1913, dem Beginn des öffentlichen Nahverkehrs in Sandershausen, eine Bushaltestelle. Während des 1. Weltkrieges wurde der Busverkehr zwar wieder eingestellt, aber danach mit zwei umgebauten Lastwagen durch Herrn Schöneweiß  wieder aufgenommen. So rumpelten die klapprigen Fahrzeuge mit rasanten 20 Sachen durch die Straßen. „Besser schlecht gefahren als gut gelaufen“ war die Devise. Als 1927 der Busbetrieb von der Kasseler Straßenbahn-Gesellschaft übernommen wurde und die Busse im Stundentakt, zu Stoßzeiten sogar halbstündlich fuhren, weckte das bei manchen Sandershäuser Bürgern die Angst, nun auch den Eingemeindungsplänen Kassels ausgeliefert zu sein.

    Die Häuser auf deBild Bebauung Kirchplatz Sandershausenm Kirchplatz an der Hannoverschen Straße, die am 3. Oktober 1943 durch einen Bombenangriff zerstört wurden, etwa im Jahr 1938.

    Im Hintergrund ist die Kirche mit dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirchturmdach zu sehen.

    Fotograf: Unbekannt



    Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Kirchplatz mit mehreren Häusern bebaut, die durch einen Bombenangriff am 3. Oktober 1943 zerstört und nicht wieder aufgebaut wurden. Nach dem Krieg erfuhr der Kirchplatz verschiedene Verschönerungsmaßnahmen. Es wurde eine große Grünfläche geschaffen, die im Sommer viele bunte Blumen zieren. In der Weihnachtszeit ist der Platz festlich beleuchtet. Pflasterflächen erinnern an das historische Aussehen des Platzes.

    Bild Kirchplatz Sandershausen etwa im Jahr 1939Der Kirchplatz etwa im Jahr 1939 mit seiner im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bebauung (rechts) und dem früheren Gemeindehaus und Bürgermeisteramt (Fachwerkhaus). Dahinter ist die "Kleine Schule" zu sehen. Im Vordergrund die bis heute bestehende Bushaltestelle mit einem Autobus.

    Fotograf: Unbekannt



    Kirchgasse 1: Früheres Bürgermeisteramt

    Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der repräsentative Fachwerkbau an der Einmündung der Kirchgasse in die Hannoversche Straße errichtet. Das Erntennenhaus (mit Wohnung, Flur, Stall und Scheune) ist ursprünglich nur neun Gefache breit gewesen, wurde aber schon bald auf etwa die doppelte Länge nach Norden erweitert. Es enthielt bis 1956 das Bürgermeisteramt, das dann in einen Neubau, Hannoversche Straße 79, umzog. Außerdem befand sich dort bis zum Bau des ersten Feuerwehrhauses 1936/37 die Feuerspritze, und zumindest zeitweilig gab es dort  eine Kranken- oder Armenstube, denn in den Protokollen der Gemeinderatssitzungen, die im Archiv der Gemeinde erhalten sind, steht für den 4.4.1866: „Für die hiesigen obdachlosen Ortsarmen besteht ein Lokal im hiesigen Spritzenhause...“ (Wittich S. 60). Seit 1984 ist das Gebäude Teil des Evangelischen Gemeindehauses.

    Bild Kirchplatz mit WeihnachtsbeleuchtungDer Kirchplatz mit festlicher Beleuchtung in der Weihnachtszeit. Das Fachwerkhaus rechts ist das ehemalige Gemeindehaus und Bürgermeisteramt, Kirchgasse 1.

    Fotograf: Volkmar Nockert




    Kirchgasse 2: Historisches Gebäude Hof Umbach

    Gegenüber der ehemaligen „Kleinen Schule“ liegt ein  zweigeschossiges Fachwerkhaus aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Manche Elemente des ursprünglichen Einhauses sind noch erhalten: Es finden sich Mannfiguren an den Bund- und Eckständern des Eichenfachwerks; an der Traufseite des Hauses sind die Geschossgrenzen dadurch besonders hervorgehoben, dass das obere Geschoss etwas weiter vorsteht und dieser Geschossüberstand  mit gerundeten Füllhölzern und Balkenköpfen betont wird. Der Eingangsbereich befindet sich an originaler Position. In der Sockelzone ist  rechtsseitig ein Zugang zum ehemaligen Stallbereich erhalten.

    Bild Fachwerkhaus Kirchgasse 2Das gepflegte Fachwerkhaus Umbach, Kirchgasse 2.

    Oberhalb des Eingangs sieht man eine Mannfigur, die an einen Menschen mit schräg ausgebreiteten Armen und Beinen erinnert.

    Fotograf: Volkmar Nockert



     


    Quellen:

    • Denkmalkataster
    • Richard Wittich: Sandershausen im Wandel der Zeiten (1958)
    • Richard Wittich/Erhart Schroeter: 800 Jahre Sandershausen 1167-1967 - Sandershausen 1967

    • Die Sandershäuser „Urkarte“ von 1849 mit Ergänzungen zeigt den Kirchplatz vor dem Zweiten Weltkrieg.
      Datengrundlage: Amt für Bodenmanagement Korbach
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