Bild Karte Niestefluss etwa 1850

    Dreschplatz, Niesteteilung und Schwinnegraben

    Dreschplatz

    Wahrscheinlich schon früher, aber bestimmt nach dem 2. Weltkrieg, stand der Dreschschuppen neben dem alten Sportplatz in Sandershausen. Ein einfacher Bau, bestehend aus einem Dach, das wiederum auf acht Holzpfeilern ruhte. Auf jeder Seite befanden sich vier dieser Pfeiler. Unter diesem Dach stand die Dreschmaschine. Sie wurde über eine Transmission von einem kleinen Motorwagen angetrieben. Die ganze Anlage überwachte ein Maschinist. Verantwortlich für den Betrieb war die Dreschgenossenschaft. Kleinbauern und Leute mit wenig Anbauflächen brachten ihre Ernte auf von Pferden gezogenen Leiterwagen oder was damals noch üblich war per Kuhgespann in die sogenannte „Ern“, auch „Erlenweide“ genannt, um ihre Frucht dreschen zu lassen.

    Bild Dreschplatz Sandershausen


    Der Dreschplatz zwischen Sportplatz und Nieste in Sandershausen während der Erntezeit. Im Hintergrund sind die Häuser an der Hugo-Preuß-Straße zu sehen.

    Ölgemälde: Richard Wittich, undatiert.

    Fotoreproduktion: Volkmar Nockert



    Wenn das Wetter mitspielte, war immer viel los. Man konnte ja nur bei trockener Witterung dreschen und so war es klar, dass bei Trockenheit ein großer Andrang herrschte. Wagen an Wagen, mit Roggen, Hafer oder Gerste beladen, reihte sich an der Nieste entlang vor der Dreschmaschine auf. Man musste aufpassen, dass das eigene Gefährt aufschloss, um nicht übergangen zu werden. Wenn man Glück hatte, half ein Pferdegespann, um die Lücken zu füllen. Ansonsten wurden die Wagen mit Muskelkraft weitergeschoben. Das Aufpassen übernahmen teilweise auch Kinder, um rechtzeitig Hilfe zu holen. Ein größerer Personaleinsatz war nötig, der nur durch Nachbarschaftshilfe möglich war.

    Nach dem Dreschen ging es mit ein paar Getreidesäcken und einem mit Stroh beladenen Pferdewagen nach Hause. Damit war die Arbeit noch nicht zu Ende: Das Getreide und das Stroh mussten nun zur Lagerung auf die Dachböden der Häuser gebracht werden.

    Bevor im Gebiet der „Ern“ etwa 1920 der Sportplatz gebaut und der Dreschplatz eingerichtet wurde, war dort eine Gänseweide. Nach Aufgabe des Dreschplatzes wurde dessen Fläche als Fest- und Parkplatz genutzt.

    Bild Dreschhalle


    Die Dreschhalle mit Dreschmaschine am Sportplatz Sandershausen während eines Fußballspiels, vermutlich etwa 1956. Hinter der Dreschhalle türmen sich wahrscheinlich die Dreschabfälle.

    Fotograf: unbekannt

    Fotoeigentümerin: Gemeinde Niestetal.



    Niesteteilung und Schwinnegraben

    Unweit dieses Dreschplatzes, gelegen in einem Bogen der Nieste, spaltet sich der Niestelauf, um so die Kraft des Wassers zu verringern. Dazu wurde der sogenannte „Schwinnegraben“ (Schweinegraben), der sich entlang der heutigen Wilhelmine-Pötter-Straße zog, so ausgebaut, dass hier der größere Teil des Niestewassers abfließen konnte. Die Baumaßnahme geschah schon Ende des 19. Jahrhunderts.

    Bild ehemaliger Schweinegraben


    In dem zum zusätzlichen Niestelauf ausgebauten „Schwinnegraben“ fließt die Nieste entlang der Wilhelmine-Pötter-Straße zur Wiedervereinigung der beiden Läufe zwischen Haarweg und der Straße Auf der Bleiche.

    Fotograf: Volkmar Nockert



    Dieser Nebenarm vereinigt sich dann wieder in der Höhe der „Bleiche“ mit dem alten Wasserlauf. Durch die Spaltung des Niestebettes entstand im Kerngebiet von Alt-Sandershausen eine Insel. Der Straßenname „Auf der Insel“ weist heute noch auf die Bedeutung der von den Niestearmen umschlossenen Fläche hin.

    Bild Niesteteilung


    Die Niesteteilung am Sportplatz Sandershausen. Beide Läufe umfließen die Insel im Ortskern.

    Rechts sieht man den ursprünglichen Lauf, links den durch Ausbau des „Schwinnegrabens“ geschaffenen zusätzlichen Lauf.

    Fotograf: Volkmar Nockert


    Durch diese Verlegung und Erweiterung des Bachbettes wollte man den öfter stattfindenden  Hochwassern entgegentreten. Jedoch einen 100% Schutz vor Hochwasser in diesem Kerngebiet hat man nicht erreicht. Der später weiter ausgebaute Wasserlauf des „Schwinnegrabens“ hat für etwas Entlastung mit gesorgt.


    Quellen:

    • Richard Wittich: Sandershausen im Wandel der Zeiten (1958)

    Titelbild:
    Die alte Karte zeigt Sandershausen um 1850 mit dem ursprünglichen Niestebett, dem Abzweig zum „Schwinnegraben“ (Schweinegraben) und dem Zusammenfluss von „Schwinnegraben“ und Nieste im Bereich „Auf der Bleiche“.
    Quelle: Wittich/Schroeter: „800 Jahre Sandershausen“ (1967)

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