Eine erste kleine Kirche wurde in Sandershausen vermutlich im 14. Jahrhundert erbaut. Denn im Jahr 1392 wird zum ersten Mal urkundlich erwähnt, dass es in „Sandirtshusin“ eine Pfarrwiese gab, so dass anzunehmen ist, dass es auch eine Kirche gegeben hat. Sandershausen war zu dieser Zeit keine selbstständige Pfarre, sondern es gehörte damals kirchlich noch zu Wolfsanger. 1582 wurde die Gemeinde Sandershausen als Filialkirche nach Heiligenrode „umgepfarrt“ und erst 1952 wegen des starken Wachsens der Bevölkerung zur selbstständigen Pfarre erhoben.
Während des 30-jährigen Kriegs (1618-1648) wurde das ganze Dorf zerstört, auch die Kirche fast vollständig – bis auf die dicken Mauern. Erst 1738 wurde sie wieder aufgebaut und dabei vergrößert. Ein Schlussstein über dem Portal zeigte diese Jahreszahl, bis sie durch Bombensplitter des 2. Weltkriegs unleserlich wurde.
Früher waren die Kirche und der Kirchhof von einer massiven Mauer umgeben, von der jetzt nur noch an der Nordseite Reste erhalten sind. Sie wurde 1872 abgerissen, um den zu eng gewordenen Friedhof um die Kirche herum zu erweitern. Das war aber nicht ausreichend, denn schon 1875 wurde das Grundstück des heutigen Friedhofes gekauft. Später hat man den Platz südlich der Kirche für eine Reihe von drei kleinen Wohnhäusern an der Schillingsgasse genutzt, die erstaunlich dicht an die Kirche herangebaut waren. 1927 fiel bei einem Sturm die durchgerostete Wetterfahne vom Kirchturm. Die neue von Bildhauer Wilhelm Haarberg angefertigte kupferne Wetterfahne zeigte einen Drachen (das Böse), der von einem König (dem Christentum) bekämpft wird. Die Kirche wurde im 2. Weltkrieg, obwohl sie die Bombenangriffe unbeschadet überstand, trotzdem weitgehend zerstört. Sie fiel einem Brand zum Opfer, der vermutlich durch Brandstiftung ausgelöst wurde. Leider gibt es keine Zeugnisse mehr vom Innenraum aus der Zeit vor der Zerstörung, aber es ist bekannt, dass die Orgel sich hinter dem Altar befand und eine hölzerne Hängekanzel an der Südseite angebracht war.
Nach dem Krieg hat man die Kirche wieder aufgebaut, wobei der Turmhelm seine heutige Form bekam. 1954 konnte die Kirche wieder in Betrieb genommen werden.
1982-1984 wurden der Anbau an der Nordseite der Kirche errichtet und das benachbarte Gemeindehaus erbaut, in das die „Kleine Schule“ (Backsteinbau) und das alte Bürgermeisteramt (Fachwerkbau) integriert wurden. Zwischen 2010 und 2014 wurde die Kirche erneut grundsaniert und innen durch den Künstler Tobias Kammerer aus Rottweil neu gestaltet.
Ostansicht der Kirche mit Anbau im
Mai 2012.
Gut sichtbar ist auch die neue Kirchturmspitze, die nach dem 2. Weltkrieg errichtet wurde. Sie unterscheidet sich erheblich von der auf dem linken Bild zu sehenden früheren Spitze. Der stattliche Kastanienbaum rechts steht in voller Blüte.
Fotograf: Volkmar Nockert
Für das Tagesläuten um 7.45 Uhr, 11 Uhr und 18 Uhr waren früher die „Läutejungen“ verantwortlich, die vor der Schule, in der großen Pause und abends in den Turm stiegen, um von Hand zu läuten. Heute verfügen die Glocken über eine Computersteuerung.
Auf dem heutigen Kirchhof standen an der Schillingsgasse drei Wohnhäuser, die im 2. Weltkrieg zerstört wurden.
Westansicht der Kirche mit Kirchturm
im Jahr 1942.
Links ist die „Kleine Schule“ zu sehen, rechts die Wohnhäuser an der Schillingsgasse auf dem heutigen Kirchhof, die durch einen Bombenangriff im 2. Weltkrieg zerstört wurden.
Fotograf: unbekannt
Das Backsteinhaus neben dem Kirchhofeingang, die „Kleine Schule“, wurde 1872 errichtet und als Schule genutzt. (Näheres hierzu s. Tafel 9 beim Grundstück Kirchgasse 8)
Das Foto zeigt die „Kleine Schule“,
ein 1872 errichtetes Backsteinhaus, in der Kirchgasse neben der Kirche und das
frühere Bürgermeisteramt, ein großes Fachwerkhaus.
Fotograf: Herr Heinrich Hermann †, Niestetal.
Fotoeigentümer: Herr Rolf Lang, Niestetal.
Quellen:
- Richard Wittich: Sandershausen im Wandel der Zeiten (1958)
- http://www.evangelisch-in-niestetal.de/wir-vor-ort/geschichte-der-kirche-sandershausen (September 2014)
Titelbild:
Die Sandershäuser „Urkarte“ von 1849 mit Ergänzungen zeigt die Kirche mit Kirchhof und die benachbarte Bebauung.
Datengrundlage: Amt für Bodenmanagement Korbach
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