Seit einiger Zeit sorgt der neu angelegte Biberdamm in der Niesteaue gegenüber des Naturerlebnisbades für Aufsehen. Die Ansiedelung des Bibers sowie vieler Folgearten, wie seltener Bodenbrüter, adelt die Maßnahme, stellt aber die zuständigen Behörden und die Gemeinde auch vor Herausforderungen. Mit der Aufstauung der Nieste durch den Biber haben sich große Seenareale in der Aue gebildet und bei einer ersten Überschwemmung Teile des Parkplatzes am Naturerlebnisbad unpassierbar gemacht.
Als provisorische Schadensabwehrmaßnahme wurde zunächst ein „Bypass“ angelegt, der das Wasser um den Damm schleust und vor dem Parkplatz wieder in die Nieste münden lässt. Doch bei stärkeren Wasserabläufen reichte diese Maßnahme nicht aus. Nachdem Anfang Februar ein weiteres Übertretungsereignis den gesamten Sandershäuser Sportplatz und naheliegende Gärten überströmte, setzte sich Bürgermeister Brückmann für eine kurzfristige Sofortmaßnahme ein und ließ einen weiteren Graben entlang des Parkplatzes ziehen. Dieser Graben wurde noch mit einem Wall versehen, damit das Wasser zurück ins Niestebett geführt werden konnte. Doch dieser Einsatz war nur eine kurzweilige Übergangslösung.
Mittlerweile wurde in Absprache mit dem Regierungspräsidium und unter der fachlichen Leitung der Gesellschaft für Wasserwirtschaft, Gewässerökologie & Umweltplanung eine mittelfristige adhock-Lösung des Übertretungsproblems umgesetzt, die den unter Naturschutz stehenden Biber nicht stört. So wurden zwei Rohre oberhalb des Dammes installiert, um das Wasser weiterhin entlang der Nieste fließen zu lassen. Als zusätzliche Maßnahme wurde der aufgeschüttete Wall auf zulässige 20 cm Höhe zurückgebaut und der davor liegende Graben auf die doppelte Breite angepasst, um mit geringerer Fließgeschwindigkeit das Wasser zurückzuleiten. „Somit können wir sicherstellen, dass das übertretende Wasser wieder in das Niestebett zurückgeführt wird, bevor es auf den Parkplatz, die Sportanlagen und die Gärten der Anwohnerinnen und Anwohner trifft“, erläutert Bürgermeister Brückmann.
Im Zuge der Maßnahmen wurde deutlich, dass die Nieste bei starken Abflüssen hohe Fließgeschwindigkeiten produziert. Dies tritt vor allem unterhalb des Biberdammes und an Engstellen auf. Deshalb warnt Bürgermeister Brückmann: „Sowohl der Bypass als auch die Mulde sind keine Spielplätze.“
Die entstandene Lücke im Fußweg entlang der Nieste wird vorerst nicht geschlossen werden können. „Im Zuge einer ergänzenden Renaturierungsmaßnahme in diesem Bereich, die zum Ziel haben soll, den durch den Biber beanspruchten Retentionsraum auszugleichen, muss dieser Fußweg dann verlegt und die Lücke geschlossen werden“, gibt Brückmann optimistisch an. Gespräche hierzu mit dem zuständigen Ministerium würden durch das Regierungspräsidium bereits geführt.
Ferner appelliert Bürgermeister Brückmann die Bereiche hinter den überfluteten und vernässten Gebieten nicht zu betreten und dort auch keine Hunde hinzulassen. Dass der Auenbereich mitten im Ort auch als Naherholungsraum genutzt wird, sei völlig verständlich, dennoch bittet Brückmann um die gebotene Rücksicht auf die dort lebenden seltenen Arten, diese seien bereits ein regionales Alleinstellungsmerkmal.