Bericht
Der Volkstrauertag am Montag, dem 19.
November, war ein Aufbruch für die Erinnerungskultur in Niestetal. Junge
Menschen haben eine Tafel geschaffen, die als Mahnungs- und Erinnerungsort die
Vergangenheit aufarbeitet und für zukünftige Generationen greifbar werden
lässt. Dieses Jahr war Landrat Siebert zu Gast in Niestetal, der auch in seiner
Funktion als Vorsitzender des Volksbundes im Landkreis Kassel die Hauptrede
hielt. Er appellierte an die Menschen unsere Demokratie zu achten, zu schützen
und für die freiheitlich demokratische Grundordnung einzustehen.
Den Anfang machte jedoch erstmal der
obligatorische Sonntagsgottesdienst in der Aula der Wilhelm-Leuschner-Schule.
Leider ist der Repräsentant der katholischen Kirche kurzfristig erkrankt,
weshalb der ökumenische Gottesdienst leider ausfiel. Frau Schäfer, Pfarrerin
des Ortes Heiligenrode, fand sehr spannende Worte und Vergleiche zur aktuellen
Kriegslage in der Welt, Gewalt unter Nachbarn und Möglichkeiten zu mehr Akzeptanz
und Frieden.
Nach einer kleinen Pause, startete
der Volkstrauertag schließlich um 11.15 Uhr mit den schönen Klängen der
Musikschule Söhre-Kaufunger Wald. Die Texte über Frieden, Leid, Hoffnung und
Unglück bildeten einen passenden, musikalischen Rahmen für die Veranstaltung.
Ein Text stach dabei besonders heraus. Der Schiffsuntergang der Cimbria 1883,
bei dem auch vier Kinder einer Kaufunger Familie ums Leben kamen.
Die Begrüßung übernahmen die
Schulleiterin der Wilhelm-Leuschner-Schule, Frau Ana Viehmann, und
Bürgermeister Marcel Brückmann. Sie leiteten den Beitrag der Schülerinnen und Schüler
der Geschichts-AG zur Kontexttafel ein und honorierten den Arbeitsaufwand sowie
die herausragende Bedeutung dieser Tafel für Heiligenrode und selbst über die
Grenzen Niestetals hinaus.
Die Vorstellung und schrittweise
Enthüllung der Kontexttafel der Geschichts-AG der WLS wurde begleitet durch
Gedichte, Erzählungen und Feldpostbriefe. Alle Inhalte spiegelten das Leid und
die Lehren der Weltkriege wieder. Immer wieder wurde auch die Kontexttafel
direkt zitiert und die damit verbundene Recherchearbeit dargelegt. So kam eine
Gedenk- und Mahnungstafel zu Stande, die den Krieg und die Toten in einen
Kontext rückt und Schicksale aufdeckt, die so, oder in diesem Umfang, bislang
nicht bekannt waren. Die Schülerinnen und Schüler recherchierten ein Jahr lang,
im Rahmen eines Bildungsprojektes mit dem Volksbund und der Gemeinde Niestetal,
an den Hintergründen der hier beerdigten Toten und Namen auf der neuen Tafel.
Als
Hauptredner schloss sich schließlich Landrat Andreas Siebert an. Er sprach über
die Aufgaben unserer Zeit, er hob die Wichtigkeit des Dagegenhaltens und
Zeichensetzens für demokratische Werte hervor: Es müsse antisemitischen
Strömungen klar entgegengewirkt werden. Das gelinge am besten durch gelebte
Demokratie und Solidarität. Die Gesellschaft müsse zusammenstehen und eine
klare Haltung einnehmen. Dazu gehöre auch die unmissverständliche Botschaft,
dass antidemokratisches Verhalten unsere freiheitlich demokratische
Grundordnung untergrabe und selbstverständlich klar abzulehnen sei. Landrat
Siebert hob in seiner Rede die Arbeit der Schülerinnen und Schüler der
Geschichts-AG der Wilhelm-Leuschner-Schule hervor: Sie haben mit ihrer neu
gestalteten Gedenktafel einen wichtigen Beitrag zur Erinnerung im Ort
geschaffen und tragen damit zur Aufarbeitung der Ereignisse in Heiligenrode
während des zweiten Weltkriegs bei.
Zur Tradition eines Volkstrauertages gehört
auch das Totengedenken, welches jedes Jahr vom Bundespräsidenten in der
zentralen Gedenkveranstaltung im Bundestag verlesen wird. Hier übernahm das Gedenken
Frau Dr. Dodenhoeft vom Volksbund.
Im Anschluss der Veranstaltung zogen
die Besucherinnen und Besucher zu den beiden Friedhöfen Niestetals und dem
Gedenkstein am Schwalbesberg aus. Am Friedhof in Heiligenrode legten
Bürgermeister Brückmann, Landrat Siebert und der Vorsitzende der
Gemeindevertretung, Herr Hammermüller, die Kränze und Gestecke für die Toten
nieder. Auch die Kontexttafel wurde nun von den Schülerinnen und Schülern,
sowie Brückmann und Siebert angebracht und eingeweiht. Es wurden zudem Rosen
von anwesenden Bürgerinnen und Bürgern niedergelegt. Die Tafel steht nun in
unmittelbarer Nähe zu den darauf verewigten Kriegstoten. Die Tafel endet mit
den Worten: „Das Leben, das wir führen ist wertvoll und sollte nicht an Krieg
und Konflikte verschwendet werden. Für den Frieden!“
PROGRAMM
Sonntags-Gottesdienst
Ab 10.00 Uhr
Volkstrauertag
Ab 11.15 Uhr
Einleitung » Musikschule Söhre-Kaufunger Wald
Übergabe der Kontexttafel » Schülerinnen und Schüler der WLS, unter der Leitung von Frau Niebuhr, stellen die Ergebnisse der Arbeit der Geschichts-AG vor. Die Gruppe hat sich für die Aufklärung und Kontextualisierung der verschiedenen Kriegstote stark gemacht. Dabei handelt es sich sowohl um Zivilisten aus Niestetal, Zwangsarbeiter aus den Niederlanden und Belgien, Soldaten aus Heiligenrode, Besatzungen britischer Flugzeuge sowie ein U.S. Soldat und ein Wehrmachtssoldat aus Österreich.
Hauptrede » Landrat Andreas Siebert (Kreisvorsitzender des Volksbundes im Landkreis Kassel) spricht über Erinnerungskultur und die Aufgaben unserer Zeit. Anschließend spielt die Musikschule eine Überleitung.
Abschluss » Frau Dr. Dodenhoeft (Volksbund) schließt die Veranstaltung in der WLS und leitet über auf die Anschlusstermine. Anschließend gibt es einen passenden Ausklang mit der Musikschule.
GLEICHZEITIGE TERMINE IM Anschluss
KRANZNIEDERLEGUNG » FRIEDHOF HEILIEGENRODE UND SANDERSHAUSEN SOWIE DEM GEDENKSTEIN AM SCHWALBESBERG IN SANDERSHAUSEN
DIE EINWEIHUNG DER KONTEXTTAFEL » ANBRINGUNG UND EINWEIHUNG DER KONTEXTTAFEL AM FRIEDHOF IN HEILIGENRODE MIT LANDRAT SIEBERT UND BÜRGERMEISTER BRÜCKMANN