Ansiedlung von Rechenzentrum könnte finanzielle Sicherheit für Zweckverbandskommunen und Abwärmepotentiale bringen
Die zunehmende Digitalisierung und der erwartete Rechenbedarf für Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz sorgen für eine steigende Nachfrage an Rechenzentren. Von diesem Boom könnte auch die Region Kassel profitieren – beispielsweise im interkommunalen Gewerbegebiet Sandershäuser Berg.
Bei einer interfraktionellen Sitzung in Niestetal wurden jetzt erstmalig Möglichkeiten zur Ansiedelung eines Rechenzentrums vorgestellt und erläutert, wie die Gemeinde und der Zweckverband Raum Kassel (ZRK) von einem solchen Vorhaben profitieren könnten. „Das Augenmerk lag dabei nicht nur auf der Schaffung von Arbeitsplätzen, dem Generieren von Gewerbesteuern oder dem Umsetzen der ökologischen Gewerbegebietsvorgaben, sondern auch der zukunftsfähigen sowie nachhaltigen Verwendung der anfallenden Abwärme für einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen“, sagt Niestetals Bürgermeister Marcel Brückmann.
Kassels Oberbürgermeister Sven Schoeller und Landrat Andreas Siebert begrüßen diese Perspektive im Sinne einer interessanten Option für ein gemeinschaftliches kommunales Projekt. „Großrechenzentren bieten eine Chance, die Transformation unserer heimischen Wirtschaft voranzutreiben, die Attraktivität unserer Region für weitere Unternehmen zu steigern und neue Märkte zu erschließen“, ist sich Landrat Andreas Siebert sicher. Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller: „Es lohnt sich, diese Option näher zu betrachten, auch wenn noch einige Fragen zu klären sind. Mit einer solchen Ansiedlung ist die Chance verbunden, durch die Nutzung der Abwärme des Rechenzentrums einen wichtigen Beitrag zu unserer zentralen, ökologischen und preiswerten Wärmeversorgung zu leisten. Das wäre eine Standortpolitik, die auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern zu Gute käme.“
Das Gewerbegebiet am Sandershäuser Berg (GSB 2) wird interkommunal durch die Zweckverbandsgemeinden gemeinsam mit der Gemeinde Niestetal weiter ausgebaut. „Unser Fokus liegt auf einer starken und intensiven regionalen Kooperation. Das führt zu einer Stärkung der gemeinsamen Region und der Sicherung der Einkommenssituation der Zweckverbandsgemeinden“, gibt Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller an, der derzeit der Vorsitzende des Zweckverbands Raum Kassel ist.
Das GSB 2 zeichnet sich, neben seiner zentralen Lage in Deutschland, durch eine perspektivisch hohe Stromanschlussleistung aus. Rechenzentren verbrauchen viel Strom und liefern dementsprechend viel Abwärme. „Unser Ziel muss es sein, 100 Prozent der Abwärme zu nutzen, sie also dementsprechend an die Haushalte oder an andere Gewerbetreibende abzugeben“, sagt Bürgermeister Marcel Brückmann. Von der Abwärme könnten neben Niestetal und Kassel auch weitere Umlandgemeinden profitieren.
Wie geht es nun weiter? Die Niestetaler Gemeindevertretung wird in den kommenden Monaten weitere potenzielle Investoren einladen. Der Bewerbungsprozess wird von der Wirtschaftsförderung Region Kassel begleitet. Im Frühjahr 2025 könnte eine erste Auswahl mit dem Zweckverband Raum Kassel abgestimmt werden. Im Anschluss an die Projektierungsphase ist eine finale Entscheidung für die Ansiedelung eines Rechenzentrums noch in 2025 denkbar.